Vegan, fit, umweltbewusst – Über die Ursprünge unserer Selbstoptimierung

    Ausstellung «Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben»

    Das Bernische Historische Museum zeigt zusammen mit der Universität Freiburg eine Ausstellung zur Lebensreformbewegung in der Schweiz. Im Zentrum stehen dabei Ideen, Praktiken und Produkte der Bewegung von den Anfängen im ausgehenden 19. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart und von den Rändern bis in die Mitte der Gesellschaft.

    (Bild: © Bernisches Historisches Museum, Bern / Christine Moor) Von Bio-Strath bis DAR-VIDA: Bereits um 1900 eröffneten in der Schweiz die ersten Reformläden.

    Immer mehr Menschen ernähren sich vegan, die Jugend streikt für das Klima und Fitnessgurus verbreiten ihre Botschaft in den sozialen Medien. Gesunde Ernährung, Klimabewusstsein und Körperkult sind aber keine neuen Themen: Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit forcierter Industrialisierung und Urbanisierung, empfanden Menschen ihre Gegenwart als krisenhaft und lebensfeindlich. Diese Lebensreformerinnen und Lebensreformer versuchten, durch Selbstoptimierung den Missständen auf verschiedenen Ebenen entgegenzuwirken: Um 1900 eröffneten in der Schweiz die ersten Reformläden, man begann, sich in Licht- und Luftbädern zu sonnen oder in Schrebergärten eigenes Gemüse anzubauen. Ausdruckstänzerinnen, Anarchisten und Künstlerinnen experimentierten mit alternativen Lebensformen wie beispielsweise auf dem Monte Verità bei Ascona. In sechs Themenbereiche gegliedert, führt die Ausstellung «Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben» durch die Geschichte der Lebensreform und zeigt anhand von Objekten, Fotografien sowie Audio- und Videostationen Errungenschaften aber auch Schattenseiten der Bewegung.

    Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg
    Die Ausstellung stützt sich dabei auf Erkenntnisse, die ein mehrjähriges vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziertes Forschungsprojekt der Universität Freiburg zeitigte: «Unsere Forschungen zeigen, dass der Schweiz eine sehr wichtige Rolle in der transnationalen Lebensreformbewegung zukommt», so Damir Skenderovic, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg und Leiter des Projekts. In den lebensreformerischen Ideen und Praktiken liessen sich zudem auffallende Kontinuitäten im 20. Jahrhundert erkennen. Die Forschungs-ergebnisse in Form einer Ausstellung einem breiten Publikum zugänglich zu machen, lag auch im Interesse des Museums: «Das Bernische Historische Museum bietet eine Plattform für Themen der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit und ist offen für die Vernetzung mit Akteuren ausserhalb des Museums.», so Direktor Jakob Messerli.

    pd


    «Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben»

    Noch bis zum 5. Juli 2020 im Bernischen Historischen Museum am Helvetiaplatz 5 in Bern zu sehen.

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