Sonderausstellung «Zauneidechse. Alles in Ordnung?»

    «Zauneidechse. Alles in Ordnung?» So lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im Naturmuseum Solothurn, welche die einheimische Reptilienart in den Fokus nimmt und die Frage nach den Bedürfnissen an den Lebensraum aufgreift. Sie ist noch bis zum 18. April 2022.

    (Bild: Andreas Meyer/karch) Die Bestände der Zauneidechse gehen Jahr für Jahr zurück.

    Die Ausstellung stammt ursprünglich aus dem Naturmuseum Luzern und ist in Deutsch, Französisch und Englisch.

    Die Zauneidechse hat nur halb so viel Zeit wie wir
    Gerade wegen der Abwesenheit der Zauneidechse in freier Wildbahn – sie hält bis im März Winterruhe und ist derzeit nicht zu beobachten – werden Besucherinnen und Besucher dazu eingeladen, sie im Museum als Objekt genauer zu studieren. Das aktive Leben der Zauneidechse spielt sich nämlich in der wärmeren Jahreszeit ab – sie kann also nur gerade die Hälfte des Jahres für sich nutzen, um für Nachkommen zu sorgen und um sich für den Winter vorzubereiten. Die Jungen schlüpfen im Hochsommer, nachdem die Eier allein durch Sonnenwärme ausgebrütet wurden. Nun haben sie gerade noch genügend Zeit, um sich Gewicht anzufressen, bevor sie sich Mitte Oktober in ihr Winterquartier verabschieden. Da haben es gut genährte Männchen besser: Sie verschwinden bereits Ende August in ihr Winterquartier und lassen sich auch an sonnigen Wintertagen nicht aus ihrem Versteck herauslocken.

    Aktiv und doch wachsam
    Auch wenn sie im aktiven Halbjahr Gas geben muss: Wachsam sein lohnt sich alleweil, denn Feinde wie die Hauskatze lauern vielerorts. Obwohl ihr lateinischer Namen «agilis» flink bedeutet, gehört sie nicht zu den flinksten Eidechsen. Sie setzt auf eine andere Strategie: Sie wirft bei einem Angriff ihren Schwanz ab! Das abgetrennte Schwanzstück windet sich noch heftig und vermag vielfach vom sonst intakten Tier abzulenken. Der Schwanz besitzt mehrere Solbruchstellen, an denen er abgestossen werden kann. Er regeneriert sich dann auch wieder, jedoch ohne solcher Solbruchstellen. Glück im Unglück, könnte man denken. Dass damit ein Verlust der eigenen Fettreserve mithergeht, bleibt verborgen. Diese ist jedoch notwendig um erfolgreich den Winter zu überleben.

    Bevorzugte Plätze
    Winterverstecke für die inaktive Phase, Ruheplätze in Ast- oder Steinhaufen und fette Käfer in Altgrasstreifen sucht die Zauneidechse auf kleinstem Perimeter: Mehr als 30 Meter Distanz legt sie dabei nicht zurück! In diesem Revier dürfen auch sonnenexponierte Stellen, um sich aufzuwärmen sowie Sandhaufen, um die Eier abzulegen, nicht fehlen. Der Zauneidechse ist es demzufolge am Wohlsten, wenn auf kleinster Fläche verschiedene natürliche und künstliche Kleinstrukturen angeboten werden.

    «Alles in Ordnung?»
    Ob bei der Zauneidechse alles in Ordnung sei, werden die Besucherinnen und Besucher mittels Ausstellungstitel gefragt. Nein, bei der Zauneidechse ist nichts in Ordnung, denn ihre Bestände gehen Jahr für Jahr zurück. Sie steht deshalb auf der Roten Liste und benötigt unsere Hilfe. Die Verarmung unserer Landschaft durch intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen und sauber getrimmte Rasenflächen bieten der Zauneidechse zu wenig. Sie steht vielmehr auf kleine Strukturelemente wie Gebüsche, Hecken, Asthaufen, Steinhaufen oder vernachlässigte Wegborde. Für manche von uns mag dies unordentlich aussehen, für die Zauneidechse und für viele andere Arten erfüllt genau dieses Unaufgeräumte die Ansprüche, damit bei ihnen alles wieder in Ordnung ist. Denn es ist die Ordnung, die ihnen zu schaffen macht und die Unordnung, die ihnen fehlt.

    Zauneidechsenprojekt im Bucheggberg Kanton SO
    Im Gebiet Bucheggberg fördert ein von der Stiftung WIN Wieselnetz und der Schweizerischen Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (karch) initiiertes und vom Forstbetrieb Bucheggberg umgesetztes Pilotprojekt sowohl die Zauneidechse wie auch andere Arten. Dabei werden nicht nur klassische Stein- und Asthaufen errichtet, sondern auch Tümpel für Gelbbauchunken im Wald ausgehoben und am Waldrand und viele Laufmeter Waldrand aufgewertet. Dieses Projekt dauert bis ins Jahr 2022.

    Ausstellungselemente
    Die Ausstellung «Zauneidechse. Alles in Ordnung?» stammt aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Natur-Museum Luzern und der Albert Koechlin Stiftung (AKS), die sich für die langfristige Förderung der Zauneidechse in der Innerschweiz einsetzt. Dabei steht die Zauneidechse mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es kommen aber auch die relevanten Akteurinnen und Akteure zu Wort, welche unsere Landschaft gestalten. Eigens dafür erarbeitete Filmportraits zeigen, wie in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, beim Strassenunterhalt, der Renaturierung und in der naturnahen Gärtnerei der Zauneidechse und damit vielen anderen Lebewesen geholfen werden kann. Die Ausstellungsmodule bieten Informationen zur Systematik, zum Verhalten, zur Ökologie, zur Verbreitung und Gefährdung der Zauneidechse mithilfe von Bildern, Filmen, interaktiven Stationen sowie von lebensechten Reptilien-Modellen und Präparaten von Feinden und Beutetieren. Ausserdem sind alle Text in Deutsch, Französisch und Englisch.

    pd

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