Schweizer wollen Kernkraftwerke

    Eine Umfrage zeigt: Die Schweizer Bevölkerung will in Zukunft wieder auf die Atomenergie setzen. Das unsinnige Technologieverbot muss fallen.

    Mit der Energiestrategie 2050 und der sogenannten Energiewende steigt die Schweiz aus der Kernkraft aus. Die bestehenden AKW müssen vom Netz, und neue Anlagen dürfen nicht mehr gebaut werden. So der Status quo in der Kernenergiefrage. Doch nun kommt Bewegung in die Debatte. Eine Umfrage des «Blicks» zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung die Lage neu beurteilt. «Schweizer wollen AKW zurück», titelte das Blatt.

    Die Resultate der repräsentativen Erhebung bei gut 9000 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie lassen aufhorchen. «Die Kernkraft hat einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung», schreibt der «Blick». 55 Prozent der Befragten finden, dass die Kernenergie eine wichtige Rolle spielen solle, um den Stromengpass in der Schweiz zu beheben. Damit liegt die Kernkraft auf Rang drei der Prioritäten, hinter den Solaranlagen an Gebäuden und Wasserkraftanlagen. Weniger beliebt sind Windräder, Freiflächensolaranlagen und Gaskraftwerke.

    Zwei Drittel wollen AKW länger laufen lassen
    Auch die detaillierteren Ergebnisse der Studie weisen in dieselbe Richtung. Der Forderung der Grünen, die bestehenden AKW bis spätestens 2037 abzuschalten, erteilt die Bevölkerung eine klare Abfuhr. 55 Prozent sagen dazu Nein, weitere 9 Prozent eher Nein. Das macht zusammen fast zwei Drittel der Befragten. Nur 25 Prozent antworten mit Ja, 11 Prozent mit eher Ja.

    Eine Mehrheit von 56 Prozent findet hingegen, dass die Schweiz rasch neue Kernkraftwerke planen solle, um die Stromversorgung zu sichern. Den Ruf nach neuen AKW befürworten dabei sämtliche Altersgruppen. Interessanterweise ist der Zuspruch bei den Älteren und den Jüngsten am grössten. Es kann also keine Rede davon sein, dass die klimabewegte junge Generation den Bau neuer AKW ablehnt. Im Gegenteil.

    Mit der deutlichen Unterstützung für die Kernkraft vollzieht die Bevölkerung eine Kehrtwende. Bei der Abstimmung zur Energiestrategie hatte die damalige Bundesrätin Doris Leuthard behauptet, die Schweiz könne problemlos auf die Kernkraft verzichten. Vor dem Bau der Schweizer Kernkraftwerke habe es ja auch genug Strom gehabt, erklärte sie salopp.

    Die jüngsten Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass die Bevölkerung diesen Versprechungen nicht mehr glaubt. Die aktuelle Energie- und Stromkrise hat offenbar viele wachgerüttelt. Sie hat auch deutlich gemacht, dass sich die Schweiz in einer Krisenlage nicht auf Importe aus den Nachbarstaaten verlassen kann. Die EU-Staaten haben selbst zu wenig Strom.

    Abschreckendes Beispiel Deutschland
    Besonders abschreckend ist das Beispiel Deutschlands, dessen «Energiewende» mit dem Ausstieg aus der Kernkraft die Schweiz unüberlegt kopiert hat. Die Deutschen haben ihre Kernkraftwerke bereits abgeschaltet – mit der Folge, dass die Kohlekraftwerke mit Volldampf Dreckstrom produzieren. So schlimm ist es in der Schweiz nicht. Aber auch bei uns wurde im aargauischen Birr ein Reservekraftwerk installiert, das im Betrieb täglich ganze Zugsladungen voll Öl verbrennt. Ist das die saubere Energiezukunft, die wir uns vorgestellt haben?

    Auch auf politischer Ebene ist die Atomfrage wieder auf dem Tapet. Die Volksinitiative «Jederzeit Strom», auch bekannt als «Blackout stoppen», will in der Verfassung verankern, dass klimaschonende Arten der Stromerzeugung zulässig sind. Das würde auch bedeuten, dass wieder Kernkraftwerke gebaut werden dürften.

    Innovationen statt Verbote
    Aus liberaler Sicht unterstütze ich die Ziele der Initiative und die Meinung einer Mehrheit gemäss «Blick»-Umfrage. Technologieverbote sind falsch und schädlich. Die Sicherung der Energie- und Stromversorgung hat für unsere Wirtschaft und Gesellschaft höchste Priorität. Eine wichtige Rolle kann dabei auch der Energiekanton Aargau spielen – mit der Produktion von Strom, aber auch mit seinen renommierten Forschungsstätten wie beispielsweise dem Paul Scherrer Institut. Statt auf Verbote setzen wir besser auf Innovation – und auf einen vielfältigen Strommix aus einheimischer Produktion. Damit wir auch in Zukunft genug Energie haben.


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