Mehr Schweizer Holz verarbeitet

    Der Holzbau boomt und beschert der Holzindustrie volle Auftragsbücher – die Produktion wurde 2021 um 6 Prozent gesteigert. Die Steigerung der Holzernte bedeutet aber auch die Stärkung der gesamten Holzkette und trägt zu Verjüngung des Waldes und damit zum nachhaltigen Kilma­schutz bei. 

    (Bilder: zVg) Im Trend: Die Nachfrage nach Schweizer Holzindustrieprodukten wie Schnittholz und Pellets ist massiv gestiegen und die Branche reagiert flexibel darauf.

    Jährlich werden im Schweizer Wald rund 5 Millionen Kubikmeter Holz geerntet. Im Jahr 2020 betrug der Anteil Stammholz für die Sägewerke 48%, der Anteil Industrieholz für die Platten- und Papierwerke 12%, und der Anteil Energieholz 40%. Die Schweiz exportiert etwa 0,5 Millionen Kubikmeter Rohholz pro Jahr, das entspricht etwa 10% der gesamten Holzernte. Importiert werden hingegen nur etwa 0,1 Millionen Kubikmeter Rohholz. Beim verarbeiteten Holz ist es gerade umgekehrt: da ist der Importanteil viel höher als der Export. Im Holzbau stammen etwa 70% der Holzbauteile aus dem Ausland. «In der Hochpreisinsel Schweiz ist es nicht einfach, industriell zu produzieren. Die Löhne und die Grundstückpreise sind hoch, dazu kommt der Währungsnachteil. Auf der anderen Seite haben wir mit Deutschland und Österreich kompetitive Nachbarn, die auch viel in die Schweiz exportieren», stellt Michael Gautschi, Direktor Holzindustrie Schweiz fest. Holz ist ein weltweit produziertes und gehandeltes Gut ohne Grenzschutz. Die hohen Produktionskosten in der Schweiz sind ein Nachteil und erzeugen einen massiven Importdruck. Daher mussten viele Schweizer Betriebe in der Vergangenheit aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb einstellen. «Der Frankenschock im Jahr 2015 war der Tiefpunkt für unsere Branche. Seither geht es nicht zuletzt dank politischer Weichenstellungen wieder aufwärts», so Gautschi. 

     Der Holzbau boomt, weil er bezüglich Nachhaltigkeit, Ästhetik und Bauqualität punktet, und die Schweizer Holzindustrie konnte 2021 ihre Produktion um 6 Prozent steigern. Immer mehr Kunden verlangen vom Holzbauer eine (Zusatz-)Offerte in Schweizer Holz. Viele Gemeinden und Kantone besitzen selbst Wald und möchten ihre Gebäude wie beispielsweise Turnhallen oder Werkhöfe aus eigenem Holz bauen. «Schweizer Holz kostet in der Regel etwas mehr. Während der Pandemie hat sich jedoch gezeigt, dass die Liefersicherheit bei den Schweizer Produzenten höher ist als im internationalen Handel», sagt Gautschi. «Bei geschickter Planung und Ausführung ist es möglich, für Schweizer Holz nicht mehr zu bezahlen als für Importholz.» Auch die Holzindustrie spürt die Energiekrise direkt, indem die Stromkosten und die Transportkosten massiv steigen. Die Branche profitiert aber auch von der aktuellen Situation und die Nachfrage nach Restholz – Sägemehl, Hackschnitzel und Rinde – für energetische Zwecke geht zurzeit durch die Decke. Denn das Energiesparpotenzial des Schweizer Holzes ist enorm. Schweizer Holz sorgt auf drei Arten für positive CO2-­Effekte: Erstens die Bäume als stehende CO2-Speicher, zweitens als CO2-Speicher im verbauten Holz und drittens als Ersatz von klimaschädlichen Werkstoffen und Energieträgern. «Die Energiebilanz des Baustoffes Holz ist ungleich besser als diejenige von Beton und Stahl. In der Schweiz geerntetes und verarbeitetes Holz hat zudem den Vorteil der kurzen Transportwege. Das braucht weniger Treibstoff und entlastet die Strassen.»


    Der Holzbau boomt und beschert der Schweizer Holzindustrie volle Auftragsbücher.

    Ausbildungen am Puls der Zeit
    Zentral ist für Holzindustrie Schweiz die Aus- und Weiterbildung. Der Verband ist sowohl in der beruflichen Grundbildung mit den dreijährigen Lehren zum Holzindustriefachmann bzw. zur Holzindustriefachfrau EFZ wie auch in der Weiterbildung tätig. «Zusammen mit Holzbau Schweiz bieten wir die zweijährige Attestausbildung zum Holzbearbeiter EBA an», so Gautschi. Ambitionierte Fachleute können sich berufsbegleitend zum Holzkaufmann oder zur Produktionsleiterin mit eidg. Fachausweis ausbilden lassen, oder an der Berner Fachhochschule das Studium zum Techniker HF Holztechnik ergreifen. 2021 haben 11 angehende Berufsleute die EFZ-Lehre und 20 die EBA-Lehre abgeschlossen. Momentan finden im Bereich Berufsbildung mehrere wichtige Umstrukturierungen statt. So wird die neuen Grundbildung Holzindustriefachmann/-fachfrau EFZ eingeführt, das Berufsbild «Holzfachleute mit eidg. Fachausweis» überabeitet, und der neue Rahmenlehrplan «Techniker HF Holztechnik» gemeinsam mit den Partnern arbeitet. Dazu Gautschi: «Eine wichtige Neuerung beim Holzindustriefachmann/-fachfrau ist, dass wir die überbetrieblichen Kurse dezentral in ausgewählten Betrieben durchführen. Zudem absolvieren die Lernenden mehrwöchige Praktika in Partnerbetrieben. So sind wir in der Lage, eine sehr attraktive Ausbildung am Puls der Zeit anzubieten.»

    Das Profil schärfen
    Nebst dem Fachkräftemangel sind die Tendenzen zur Holzverknappung eine Herausforderung in der Branche. «Daher ist mittelfristig die Mehrnutzung der Wälder, die Förderung wirtschaftlich nutzbarer Baumarten trotz Klimawandel und ein optimiertes Ressourcenmanagement zwingend nötig», betont Gautschi und ergänzt: «Produktions- und Holzbausysteme müssen ressourceneffizienter werden. Dazu muss die Holzindustrie mit der Energiekrise umgehen können.» Auch auf politischer Ebene ist der Verband aktiv und fordert unter anderem, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Holzindustriebetriebe investieren und rentabel produzieren können und die langfristige Verfügbarkeit der Ressource Holz sichergestellt wird. «Es müssen auch die Transportabgaben gesenkt werden, weil diese die internationale Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigen», so Gautschi. «Und öffentliche Gebäude in der Schweiz sollen künftig aus Holz realisiert werden.»

    Die Branche befindet sich klar auf Wachstumskurs. «Langfristig sind sicher neue Strategien zu entwickeln, wie Wälder mit einem grösseren Mix von verschiedenen Baumarten industriell genutzt werden können», so Gautschi, der das Profil seines Verbandes schärfen und den Auftritt gegen aussen künftig verstärken möchte.

    Corinne Remund

    www.holz-bois.ch

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    Das macht Holz­industrie Schweiz

    Holzindustrie Schweiz ist die Dachorganisation der Schweizer Säger und verwandter Holzindustrie-Betriebe. Der Verband wurde 1886 gegründet und hat sich organisatorisch laufend an die aktuellen Aufgabenstellungen angepasst. Holzindustrie Schweiz engagiert sich in den Bereichen Berufsbildung, Betriebswirtschaft, Arbeitssicherheit, Arbeitsrecht, Normierung, Zertifizierung und Branchenpolitik. Und ist auch auf politischer Ebene engagiert, Zudem ist Holzindustrie Schweiz bestens vernetzt mit anderen Verbänden, Organisationen, und Institutionen. So ist der Verband aktives Mitglied von Lignum, der Dachorganisation der Schweizer Holzkette. Der Verband hat aktuell rund 200 KMU-Betriebe als Direktmitglieder. Davon betreiben rund 150 Betriebe ein Sägewerk. Viele der Mitglieder veredeln rohes Schnittholz zu Hobelwaren, Leimholz oder weiteren Holzwerkstoffen. Es gibt auch sechs rechtlich unabhängige Regionalgruppen von Holzindustrie Schweiz. 

    Gemäss offizieller Statistik (Quelle: Jahrbuch Wald und Holz, BAFU 2021) arbeiteten rund 90‘000 Personen im Bereich der Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie. Allein in den Säge-, Hobel- und Imprägnierwerken sind rund 3‘200 Personen angestellt. Mit Abstand am meisten Personen arbeiten in den Schreinereien und Zimmereien. In der Forstwirtschaft sind knapp 3‘000 Personen tätig. Die Bruttowertschöpfung der Holz- und Papierwirtschaft betrug im Jahr 2019 rund 3,8 Milliarden Franken.

    CR 

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